Meine Aquaponik-Fehler: Teil 1 – Platzierung der Pflanzbeete über den Fischtanks

Fehler helfen beim Lernen. Damit Du aber nicht die gleichen Aquaponik-Fehler machen musst wie ich, beschreibe ich in dieser kleinen Artikelserie meine Fehler beim Bau und Betrieb der Aquaponik.

In meiner Bauanleitung habe ich beschrieben, wie ich aus einem IBC jeweils einen Fischtank und ein Pflanzbeet für eine Aquaponik gewonnen habe und wie ich dieses Pflanzbeet über dem Fischtank gelagert habe.

IBC Aquaponik

Das ist eine prima Konstruktion, um Platz und Material zu sparen. Da enden die Vorteile dann aber auch schon.

Nachteile:

  • Die Fische zu beobachten ist eine wichtige, wiederkehrende Aufgabe. Durch ihr Verhalten kannst Du frühzeitig auf viele Probleme aufmerksam werden. Mit der vorgestellten Konstruktion können sich die Fische – besonders bei trübem Wasser – immer wieder gut in Ecken verdrücken, wo Du sie nicht beobachten kannst. Damit ist man oft im Blindflug, was die Fischgesundheit angeht.
  • Weil die Wasseroberfläche nur schlecht einsehbar ist, können Dir tote Fische, hereingefallene, ertrunkene Mäuse oder Nacktschnecken entgehen, die den Ammoniakanteil im Wasser gefährlich hoch treiben können.
  • Es ist fast unmöglich für Wartungsarbeiten vernünftig an alle Stellen des Fischtanks zu gelangen.
  • Die Isolierung des Fischtanks gegen Wärme, Auskühlen und Lichteinfall ist sehr schwierig.

Aquaponik oder nicht Aquaponik – das ist hier die Frage

Hervorgehoben

Aquaponik ist hochgradig energie- und ressourcenintensiv (s.a. Aquaponics Food Production Systems – Buchbesprechung folgt). Daher sollte man sich aus meiner Sicht ein paar Fragen stellen, bevor man sich in das – sehr spannende und interessante – Abenteuer Aquaponik stürzt, wenn man das Projekt nicht allein aus Neugier verfolgt.

Die Knackpunkte, die sich für mich aus der Erfahrung der letzten Jahre heraus kristallisiert haben, sind:

1. Habe ich günstigen Zugang zu Wärme und Strom?

2. Woher beziehe ich mein Fischfutter und ist es ökologisch sinnvoll erzeugt?

3. Könnte ich auf dem verwendeten Land mit Bioanbau in Erde und geringerem Ressourceneinsatz mehr erzeugen?

4. Kann ich die Optimierung der Besatzdichte so gestalten, dass a) genügend Nährstoffe für die Pflanzen bereitstehen und b) die Fische trotzdem noch artgerecht gehalten werden können?

Derzeit kann ich alle Fragen für mich nicht wirklich positiv beantworten:

ad 1. Eine kleine Solaranlage versorgt meine Anlage mit hinreichend Strom. Ins Hausnetz eingespeist, wäre die Anlage wirtschaftlich aber sinnvoller verwendet.

ad 2. Meine Wurmproduktion habe ich bisher nicht auf ein Niveau hochfahren können, das Zukauf von Futter vermeidet. Die meisten verfügbaren Fischfutter sind ökologisch aber nicht vertretbar (u.a. wegen Fischmehl) oder von der Zusammensetzung (insbesondere Proteingehalt) suboptimal.

ad 3. Mit NoDig erzeuge ich fast ganzjährig auf wenig Fläche bei geringerem Ressourceneinsatz deutlich mehr Lebensmittel.

ad 4. Wird die Besatzdichte zu weit reduziert, kümmern die Pflanzen auf den Pflanzbeeten/Biofiltern. Durch suboptimale Nährstoffversorgung sind meine Pflanzen in der Aquaponik im Vergleich zu NoDig deutlich häufiger von Krankheiten und Schädlingen befallen. Ein Optimum habe ich noch nicht gefunden.

In den kommenden Wochen werde ich an dieser Stelle eine Serie von Artikeln zu meinen größten Aquaponik-Fehlern veröffentlichen. Jede Woche gibt es dann einen Fehler, den Du bei der Aquaponik vermeiden kannst.

Folientunnel – Wintersaat: Zwischenbilanz im späten März

Im Oktober habe ich den Folientunnel winterfertig gemacht. Dazu gehörte in seinem ersten Winter auch die Erprobung von Wintersaaten, zu denen ich u.a. durch englischsprachige Literatur wie The Polytunnel Handbook oder How to Grow Food in Your Polytunnel inspiriert wurde.

Durch die Tabellen in den Büchern war mir allerdings schon klar, dass Flensburg eben eher auf der Höhe von Edinburgh denn von London liegt und dass damit die Möglichkeiten schon durch mangelndes Licht beschränkt sind. Entsprechend ernüchternd fielen die folgend beschriebenen Ergebnisse dann auch aus. Aber Versuch macht klug! 🙂

Am 7.10.2012 hatte ich folgenden Bestand im Polytunnel (samt Zustand Ende März 2013):

  • 1 Kiwi (eine Ranke von ca.3,5m, sieht gut aus)
  • ein junger Wein aus einem Reiser vom Vorjahr (sieht lebendig aus)
  • 3 Artischocken (im selben Jahr aus Saat gezogen; im Januar letzte erfroren)
  • 5 Pflanzen glatte Petersilie (3 Stück übrig)
  • 2 Okrapflänzchen (im November erfroren)
  • 2 kleine Auberginen, die gerade erst blühten (zurückgeschnitten und unter Plastikflasche; im November erfroren)
  • 1 Physalis (fast auf den Stock zurückgeschnitten; im Dezember unter Plastikflasche als Abdeckung erfroren)
  • 6 Pflanzen Zitronengras (im Dezember erfroren)

Polytunnel: Artischocke, Kiwi, Zitronengras und Auberginen (Oktober 2012)

Polytunnel: Artischocke, Kiwi, Zitronengras und Auberginen (Oktober 2012)

Ausgesät habe ich:

  • Rucola (gut gekeimt, dann bis heute 80% Verlust)
  • Feldsalat (gute Ernte Anfang Februar)
  • Mangold (nicht gekeimt)
  • Brokkoli (unter Plastikflaschen als Abdeckung im Januar erfroren)
  • Rote Beete (unter Plastikflaschen als Abdeckung im Januar erfroren)
  • Karotten (klein, aber vital)
  • Schnittsalat (wächst zusehends)
  • Erbsen (bis Februar alle erfroren)
  • Dicke Bohnen (bis Februar alle erfroren)

Der Erfolg der Wintersaat war also durchaus beschränkt. Vielleicht hätte ich mit zusätzlichen Abdeckungen mit Vlies noch etwas mehr retten können. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass wir jetzt (Ende März) immer noch Schnee und nachts Temperaturen bis minus zehn Grad haben, glaube ich nicht, dass der Aufwand viel gebracht hätte.

Vielleicht hätte auch eine funktionierende Wärmesenke etwas geholfen…

Karotten im Folientunnel

Winzige Karotten zwischen Bewässerungsschläuchen (März 2013)

Schnittsalat im Folientunnel

Schnittsalat im Folientunnel (März 2013)

Holzrahmen mit Stahlbügeln, Polystyrol-Boden und Vlies

Holzrahmen mit Stahlbügeln, Polystyrol-Boden und Vlies für Anzucht

 

How to Grow Food in Your Polytunnel – All Year Around

Andy McKee & Mark Gatter, How to Grow Food in Your Polytunnel – All Year Around, Green Books Ltd., 2010, Preis 13,99 €

Auf insgesamt 185 Seiten beschreiben die Autoren den Betrieb eines Polytunnels durch die vier Jahreszeiten. Auf 80 Seiten davon geben sie Tipps zu verschiedenen Gemüse und Obstsorten für den Anbau in einem Foliengewächshaus. Besonders diese Kapitel sind für einen norddeutschen Folientunnel-Gärtner von eher geringer Wichtigkeit, weil man die meisten Hinweise aufgrund der andersartigen klimatischen Verhältnisse nicht direkt übertragen kann (s.a. meine Versuche zum Winteranbau).

Insgesamt aber – gerade für den Preis – ein empfehlenswertes Buch mit einigen netten Tipps auch abseits der Verwendung im Folientunnel.

The Polytunnel Handbook

Andy McKee & Mark Gatter, The Polytunnel Handbook, Planning – siting – erecting – using – maintaining, Green Books Ltd., 2010, Preis 13,99 €

In Deutschland sind Folientunnel für Privatanwender nicht unbedingt sehr verbreitet und die erhältlichen Exemplare sind auch oft eher auf der wackeligen Seite. In Großbritannien sieht das völlig anders aus.

Das Buch beschreibt auf 110 Seiten den Kauf bzw. den Selbstbau eines Folientunnels, die Standortwahl und was man in welchen Regionen Großbritanniens darin anbauen kann.

Allein ist das etwas zu wenig. Mit Videos und Informationen aus dem Internet ergänzt ist das Buch aber durchaus zu empfehlen.

Schwierig ist die Übertragbarkeit auf (nord-)deutsche Verhältnisse. Deshalb habe ich eigene Versuche z.B. zum Winteranbau gemacht.

Wärmesenke – Elektrik, Update

Nachdem ich mit überalterten Akkus nicht die gewünschten Erfolge erzielen konnte, sieht meine Elektrik derzeit (15.3.2013) so aus:

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Ein Laderegler mit Tiefenentladeschutz lädt einen 7,5 Ah Akku. Gespeist wird der Laderegler momentan von einem außen angebrachten 5 W Panel und zwei provisorisch im Folientunnel platzierten 20 W Panelen.

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Bis vor wenigen Tagen reichte der Ladestrom der Panele nicht, um die dritte Ladeleuchte zu aktivieren. Mit der Sonne der letzten Tage hat sich dieses Problem erledigt. Damit läuft der Lüfter auch 24/7. Durch Außenmontage (s.u.) der Panele nach Vorbild des 5 Watt Panels sollte sich die Ausbeute deutlich verbessern lassen.

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Wärmesenke – Update nach dem Winter

Die Sensoren für die Temperatur im Folientunnel und draußen haben mir zwar häufiger einen Streich gespielt, aber die erhalten Daten deuten nicht unbedingt auf einen Erfolg der Wärmesenke für den Winter hin.

Wie man im Temperaturschrieb sehen kann, hat die Wärmesenke die Temperaturspitzen des Tages nicht sonderlich effektiv abgefangen. Und in manchen Nächten soll die Temperatur im Folientunnel sogar unter der Außentemperatur gelegen haben…

Mögliche Gründe:

  • Volumenstrom der Luft durch die Wärmesenke reicht nicht, um die Masse der Senke hinreichend zu erwärmen. –> stärkere Lüfter!
  • Masse der Wärmesenke ist nicht groß genug, um genug Wärmespeicher zu liefern. –> Öffnen und Masse in Form von Steinen hinzufügen.
  • Verweildauer der Luft in der Wärmesenke ist durch zu kurzen Weg zu gering, um genug Wärme an die thermische Masse der Wärmesenke abzugeben. –> Öffnen und längere Kanäle durch die thermische Masse mit mehr Oberfläche bauen.
  • Akkus und Solarpanele stellen nicht genug Strom bereit, um die Lüfter 24/7 laufen zu lassen. –> Größere Panele montieren.
  • Die thermische Masse der Wärmesenke ist zu gering im Verhältnis zum Volumen des Polytunnels und seiner nachts Wärme abstrahlenden Oberfläche. –> Volumen und Masse der Wärmesenke erhöhen.

Wahrscheinlich handelt es sich um eine Mischung aus allen Faktoren. Zumindest hat die Lüfterlaufzeit mit zunehmender Tageslänge auch zugenommen. Ich werde jedenfalls versuchen das System zu optimieren und bin gespannt auf den Sommer!

Nutzfische und Krebse – Lebensraum, Erkrankungen und Therapie

Werner H. Baur, Grit Bräuer, Jörg Rapp, Nutzfische und Krebse – Lebensraum, Erkrankungen und Therapie, Enke, 2010, Preis 49,95 €

Dieses Buch schildert sehr umfangreich – und auch für Laien verständlich – Erkrankungen von Fischen und deren Therapie.

Damit diese Kapitel allerdings möglichst nicht in Anspruch genommen werden müssen, beschreiben die vorhergehenden Seiten Umweltfaktoren, die die Fischgesundheit beeinflussen. Dazu zählen Anlage und Erhalt von Gewässern, (Grenz-)Werte für Inhaltsstoffe des Wassers, gesetzliche Regelungen oder Besatz von Gewässern.

Empfehlenswert!

Videos

  • Rob Torcellini hat sich eine High-Tech-Version einer Aquaponikanlage gebaut. Seine Erdbeertürme sind phantastisch! Videobauanleitung der Erdbeertürme.

  • Ein Video der australischen Firma Backyard Aquaponics, das mich zum Bau meiner Anlage inspiriert hat. Im Detail sind meine IBCs etwas anders verarbeitet. Aber das hier war der Ausgangspunkt. Danke Backyard Aquaponics!

Aquaponic Gardening, A Step-by-Step Guide

Sylvia Bernstein, Aquaponic Gardening, A Step-by-Step Guide for Raising Vegetables and Fish Together, New Society Publishers, 2011, Preis 22,10 €

Wirklich detaillierte Einführung in das Thema. Leider werden amerikanische Buchautoren nach Seiten bezahlt. Deshalb ist das Buch unnütz durch diverse Anhänge aufgefüllt, die teilweise nur Wiederholungen der Überschriften mit Stichworten dazu sind. Auch die einführenden Kapitel zum Ressourcenverbrauch der Amerikaner sind für einen informierten Europäer eher als interkulturelle Studie interessant…